So fing alles an….
Bodelshausen im Jahre 1924 am 24. Oktober
Unter obigem Datum gründeten wir, die Unterzeichneten, die Musikkapelle Bodelshausen.
Jakob Fausel, Johannes Schlotterer, Konrad Fausel, Jakob Schlotterer, Karl Spieß, Gotthilf Nill, Gustav Nill I, Gustav Nill II, Eduard Steinhilber, Konrad Egerter, Erwin Schüssler, Emil Ehniß, Georg Wagner
Vom obigen wurden gewählt:
Als 1. Vorsitzender Jakob Fausel
Als 2. Vorsitzender Johannes Schlotterer
Als Schriftführer Konrad Fausel
Als Kassier Konrad Fausel
Als Auschußmitglied Jakob Schlotterer
Zum Schluß wurde dem Ausschuß die Ausarbeitung der Statuten und sonstiger Angelegenheiten der Musikkapelle übertragen.
Bodelshasuen, den 24. Oktober 1924
Der Schriftführer
K. Fausel
So nüchtern liest sich das Protokoll über die Geburtsstunde des Musikvereins. 13 junge Männer hatten sich zusammengefunden, um in Bodelshausen eine bis dahin offene Lücke zu schließen. Während schon lange ein Gesangverein existierte, wurde die musikalische Lücke mit der Gründung der Musikkapelle Bodelshausen geschlossen.
Mit einigen Geburtswehen war der Aufbau der Kapelle verbunden. Es fehlten primär die Instrumente bzw. das erforderliche Geld, Instrumente zu kaufen. 800 Mark sollten die 13. Instrumente kosten, die die Kapelle dringend benötigte. Jeder Musiker leistete einen Beitrag von 10 Mark, eine Haussammlung im Flecken ergab weitere 300 Mark und der verbleibende Fehlbetrag wurde über ein Darlehen finanziert – eine große Kraftanstrengung. Dennoch gelang es, dass die Musiker bereits zu Weihnachten ihre eigenen Instrumente hatten. Der erste Dirigent war Konrad Reiber aus Bechtholdsweiler, der jedoch schon bald nach Amerika auswanderte.
Die junge Kapelle erfreute sich sehr schnell allgemeiner Beliebtheit und hatte insbesondere mit dem Spielen von Hochzeiten ihre meisten Auftritte und Einkünfte.
Immer wieder war das Hochzeitsspielen Hauptthema in den Versammlungen. So wurde in der Versammlung vom 4. Januar 1926 ein Preis „von 6 Mark pro Spieler bei Hochzeiten an Wochenenden festgelegt und 10 Mark bei Hochzeiten an Wochentagen bei jeweils freiem Essen und Bier“. Damals wurde bereits erkannt, wie wichtig es ist, dass die Probestunden pünktlich und vollzählig besucht werden. Das Protokoll hält fest: „Die Probestunden wurde auf 8 Uhr angesetzt und beschlossen; wer nach 8 Uhr kommt, wird mit 50 Pfg. Bestraft“, eine harte Strafe in der damaligen Zeit.
Schon nach eineinhalb Jahren stellten sich die Musikanten beim Wertungsspiel in Wurmlingen in der Unterstufe zum ersten Mal den Wertungsrichtern. Vom guten Ergebnis, einen 1a-Rang ermutigt, ging es noch im gleichen Sommer nach Kuppingen. Dort erreichte die Kapelle in der Mittelstufe ebenfalls einen 1a-Rang. Für das Jahr 1927 hatten sich die Musiker viel vorgenommen, sie veranstalteten am 16. & 17. Juli 1927 ihr eigenes Musikfest. Interessante Einblicke birgt die Chronik für die Vorbereitungen des „Jubiläums-Umzug 75 Jahre Musikverein Bodelshausen“. Dort ist zu lesen: „dass für Beauftragung der Festdamen 2 Mann als Festdamenführer bestimmt worden waren“. Es wurde vorgeschlagen, „nach 30 Festdamen von 16 Jahren aufwärts“ zu suchen.
In den Jahren 1927 bis 1939 hatte die Musikkapelle noch 2 weitere sehr erfolgreiche Musikfeste. In der Zeit ab 1933 bestand die Kapelle trotz der Politischen Wirren und war bemüht die Neutralität zu bewahren.
Nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler kam es über die unterschiedlichen parteipolitischen Ausrichtungen zu Konflikten innerhalb der Musikkapelle. Die Differenzen waren so heftig, dass sie zum Bruch führten. Fast die Hälfte der Mitglieder trat im Frühjahr 1933 aus der Kapelle aus, wofür als Gründe die politischen Veränderungen genannt wurden:
„Mitglieder, welche als Gründer zum Teil der Kapelle gehörten, sind wegen politischen Gründen der Kapelle ferngeblieben“.
Trotz der nun nur noch geringen Mitgliederzahl wurde sie daraufhin nicht aufgelöst. Musiker, die ihr aber weiterhin angehörten, standen sicher nicht der Arbeiterbewegung nahe, da sie, wie sie selbst betonten, „doch alle nationalen und christlichen Feiern unentgeltlich“ spielten.
Die Mitgliederzahl schrumpfte auf nur 14 Mitglieder, trotzdem konnte der Leistungsstand bewahrt werden. 1939 mussten dann die Musiker die Vereinsarbeit aufgeben. Die letzte Protokolleintragung ist auf den 4. März 1939 datiert.
Diese Geschichte zeigt, wie die Mitglieder der Bodelshäuser Arbeitervereine auch nach 1933 versuchten, den Zusammenhalt zu wahren. Außerdem kann man daran ablesen, dass sich der Aufstieg der Nationalsozialisten im Dorf nur langsam vollzog. Noch 1935 war die Gleichschaltung im Dorf nicht vollständig erfolgt und der Einfluss der NSDAP-Ortsgruppe so schwach, dass sie für die Bekämpfung der politischen Gegner auf Hilfe von außerhalb angewiesen war.
Während der Kriegsjahre ruhte das Leben der Musikkapelle Bodelshausen. Der Musik fiel in den Kriegswirren eine unglückliche Rolle zu, war sie doch für viele Begleiter auf einem Weg, der sie nicht wieder zurückbrachte.
Den Neubeginn nach dem Krieg nahmen die Mitglieder;
Georg Wagner, Emil Ehniß, Jakob Schlotterer, Hans Kröger, Bernhard Nill, Heinz Kübbeler, Karl Spieß, Adolf Schöntag, Bernhard Steinhilber, Erich Schneider, Gotthold Bäuerle, Hans Speidel, Gottlob Steinhilber, Karl Ruoff, Willy Mössner, Herrmann Schüssler, Wilhelm Gutbrod, Albert Wagner, Gotthilf Bäuerle, Herrmann Schlotterer und Karl Schüßler in die Hand.
Sie verhalfen der Musikkapelle in einer ersten Versammlung am 14. Juni 1946 zu neuem Leben. Als Vorsitzenden wählten sie Emil Ehniß, Dirigent war Heinz Kübbeler. Die Besetzung bereitete einige Probleme, da der Krieg auch in den Reihen der Aktiven einige Lücken gerissen hatte. Gleich zwei Kapellen sollten die musikalische Arbeit aufnehmen. Die (ganze) Konzertkapelle und ein (Teil-) Tanzorchester, welches in erster Linie die Vereinsunkosten einspielen sollte.
Große Ziele hatten sie sich gesteckt, mussten aber gleichzeitig den Gegebenheiten nachgeben und die Proben von zwei schlecht besuchten Proben pro Woche auf eine gut besuchte Probestunde pro Woche reduzieren. Für den Nachwuchs hieß es, dass “junge Kräfte üben und Willen zeigen mussten, um möglichst bald in der Öffentlichkeit mitspielen zu können“. Als Startkapital und anschließend jährlichen Zuschuss erhielt die Musikkapelle 150 Mark von der Gemeinde.
Die äußeren Umstände des Neubeginns waren nicht optimal und auch die Musiker hatten Anlaufschwierigkeiten, wieder zueinander zu finden. Trotz aller Schwierigkeiten, es ging bergauf.
Am 3. Juli 1949 nahm die Kapelle unter ihrem neuen Dirigenten Paul Bengel bereits wieder beim Musikfest in Bühl in der Unterstufe an einem Wertungsspiel teil und wurde mit der Note Gut bewertet. Ein Jahr später, im Juli 1950 übersprang sie die Mittelstufe und stellten sich beim Verbandsmusikfest in Rottenburg den Wertungsrichtern in der Oberstufe. Offensichtlich war die Arbeit mit dem neuen Dirigenten gut vorangegangen, denn das Wertungsspiel erbrachte ein Sehr Gut.
Der erste Gedanken aus der Musikkapelle einen eingetragenen Verein zu gründen, findet sich in Protokollen aus dem Jahr 1930. Bis es dann endlich soweit war, Vergingen nochmals 21 Jahre.
Die Aktiven wollten mit einer kräftigen Mitgliederwerbung in das Vereinsleben starten und in einer „Italienischen Nacht“ im Hof der Gaststätte Linde fanden sich im Mai 1951 einige interessierte Bodelshäuser, die dem Verein beitreten wollten. Mit diesem Rückhalt wurde in einer Versammlung am 2. Juni 1951 der Musikverein Bodelshausen ins Leben gerufen. Zu den 16 Aktiven gesellten sich 32 passive Mitglieder, die sich Hans Kröger zu ihrem Vorsitzenden wählten. Viele Formalien wurden in den nächsten Sitzungen behandelt, bis der „eingetragene Verein“ endlich in die richtigen Bahnen gelenkt war.
Sechs Jahre nach der Wiedergründung herrschte erneut Aufbruchsstimmung und bereits 1952 richtete der „junge eingetragene Verein“ das Verbandsmusikfest in Bodelshausen aus.
Der Verein wuchs, die aktive Kapelle ebenfalls und es entwickelten sich einige Beziehungen zu Kapellen aus den Nachbargemeinden. Um sich gegenseitig mehr unterstützen und helfen zu können, schlossen sich 1957 im Gasthaus Hirsch in Dusslingen die Vereine des Steinlach-und Wiesaztales zu einer „Steinlachgruppe“ zusammen, die Geburtsstunde der Steinlach-Musikvereinigung.
Unsere Jugenkapelle:
1957 war es soweit, der Musikverein Bodelshausen gründete seine erste Jugendkapelle. So können wir heute stolz auf 63 Jahre erfolgreiche Jugendarbeit in unserem Verein zurückblicken.
Zur „großen Volksmusik“ zog es die Bodelshäuser 1958. Der Besuch des Bundes-Musikfest in Ravensburg sollte der Höhepunkt dieses Jahres sein. Zusammen mit weiteren 194 Kapellen wollten die Musiker mit klingendem Spiel durch Ravensburg marschieren, und die ein Jahr zuvor unter Dirigent Schuler gegründete Jugendkapelle sollte zum Wertungsspiel. Verbunden wurde diese Fahrt mit einem Ausflug nach Lindau. Alles war in bester Ordnung, bis sich auf der Fahrt von Lindau nach Ravensburg das große Missgeschick ereignete. Am 2. Omnibus versagten die Bremsen, so dass er mit Wucht auf den ersten Bus auffuhr. Neben den Omnibussen traf es die verstauten Musikinstrumente am schlimmsten – die Jugendkapelle konnte noch auftreten, für die Aktiven war der Festumzug vorbei.
Am 3. Oktober 1959 waren die Bodelshäuser Musiker zum ersten Mal im Radio zu hören. In der Sendung „Mit Volksmusik ins Land hinaus“, moderiert von Albert Hofele, spielten die Musikkapelle und die Bauernkapelle jeweils vier Stücke.
Der Musikverein wurde zum festen Bestandteil des örtlichen Gemeindelebens. Feste Veranstaltungen standen auf dem jährlichen Terminplan. Konzerte, Tanzabende, Ständchen und offizielle Termine wechselten sich ab und hielten die Musiker in Bewegung.
1961 wurde das Wertungsspiel in Ergenzingen besucht, das den 1. Rang in der Mittelstufe erbrachte und für die kommenden 32 Jahre das letzte Wertungsspiel sein sollte.
Das 40-jährige Jubiläum feierten die Musiker mit 2 Festtagen am 20. Und 30 August 1964. Freundschaftliche Verbindungen über Landesgrenzen hinweg, ermöglichten den Besuch der Musikkapelle aus Sausheim im Elsaß. Die französischen Gäste gestalteten einen Teil des Gastkonzertes, beteiligten sich am Festzug und gaben dem Jubiläum ein Stück Völkerverständigung. Der Besuch der Elsäßer Kapelle wurde im September 1965 mit einem Gegenbesuch in Sausheim erwidert.
In den Jahren bis 1956 waren Jakob Fausel, Emil Ehniß Hermann Schüßler, Hans Kröger sen. und Hans Kröger jun. 1. Vorsitzender des Musikvereins.
1956 übernahm unser heutiger, leider verstorbener, Ehrenvorsitzender Waldhorst Nill die Vereinsspitze, die er bis 1980 Inne hatte.
Die Kontakte nach Sausheim waren eng verknüpft. Im September 1966 durfte die Kapelle die Elsäßer Musiker wieder in Bodelshausen begrüßen. Erneut erfreuten sich die Gäste großer Beliebtheit und gestalteten zusammen mit den Bodelshäusern zwei erfolgreiche Tage. Musik als Verbindung zwischen zwei Nationen, deren geschichtliches Verständnis zueinander nicht immer ungetrübt war.
Schon in einer Sitzung im März 1964 hatte Dirigent Schlossarek angeregt, ein eigenes Musikerheim zu bauen. Der Wunsch nach „eigenen vier Wänden“ wurde immer dringlicher. 1967 stellten die Musiker einen Antrag an die Gemeinde, der diesen Wunsch enthielt. Nachdem ein eigener Neubau nicht zu finanzieren war, warfen die Musiker ein Auge auf den Ausbau eines Kohlenlagerraums im Untergeschoß der Turn-und Festhalle. Der Gemeinderat genehmigte diesen Antrag und der Verein konnte in relativ kurzer Bauzeit den dunklen Kohlenkeller in Eigenarbeit in ein freundlichen Proberaum umbauen; am 21. Juni 1967 war es endlich soweit, der Proberaum konnte eingeweiht werden. In einer kleinen Feierstunde wurde der umgebaute Kohlenkeller durch Bürgermeister Hänssler dem Verein als neues eigenes Domizil übergeben.
Ein „1. Volkstümliches Konzert“ gaben die Vereinsaktiven am 4.Januar 1969. Unter Leitung des neuen Dirigenten Kelch präsentierten sich die Musiker und die Jugendkapelle in guter Verfassung.
Ein besonders trauriges Ereignis war der vollkommen überraschende Tod des Dirigenten Kelch, der im Alter von 45 Jahren völlig unerwartet und schnell einem spät entdeckten Krebsleiden erlag. Ein schwerer Rückschlag in einer Entwicklung der Kapelle, die dieser Dirigent gerade voll in Gang gebracht hatte. Nachfolger wurde Herr Rupert Binder aus Hechingen.
Zwei Großereignisse standen in den Jahren 1973 und 1974 bevor. Wieder einmal waren Steinlachmusiker zum Treffen nach Bodelshausen eingeladen. Vom 29. Juni bis zum 2. Juli 1973 waren die Festtage vorbereitet. Höhepunkt das Gastspiel der „Original Donauschwäbischen Blasmusik“.
Ihren 50. Geburtstag feierten die Musiker am 25. Und 26. Mai 1974. Wie im Vorjahr wieder mit einem großen Zelt Fest beim Sportgelände Gerstlaich. Der singende Straßenkehrer Walter Schultheiß moderierte den Festabend. Eine Woche vorgezogen fand das Jubiläumskonzert in der Turn-und Festhalle statt, bei dem die eigens zum Geburtstag aufgenommene Single-Schallplatte mit den Titeln „Ruetz-Marsch“ und „Estrellita“ der Bevölkerung vorgestellt wurde. Das größte Geburtstagsgeschenk, einen Schellenbaum, der die Kapelle seither bei vielen Anlässen begleitet, erhielt die Kapelle von Herrn Maute. Auch heute ist unser Schellenbaum noch ein wichtiger Bestandteil der Ehrenformation.
Den zweiten Auftritt im Rundfunk bescherte der Südwestfunk den Bodelshäusern am 25. September 1975. Die Gemeinde war Partner der SWF-Hitparade, Bürgermeister Schweizer und Vorstand Waldhorst Nill standen als Interviewpartner zur Verfügung und die Schallplatte ging über den Äther.
Einige in loser Folge am Kirbe Wochenende veranstaltete Tanzabende, Herbstkonzerte oder Kirchenweihfeste, wurde 1977 endgültig von der Bodelshäuser Musikerkirbe abgelöst, die seither meist am dritten Wochenende im Oktober veranstaltet wird.
Bis die Musiker 1982 ihr nächstes großes Fest veranstalten -wieder ein Steinlach-Musikertreffen- machten sie allerdings eine kleine Durststrecke durch. Gleich zwei Dirigentenwechsel mussten verkraftet werden. Einige Aktiven zogen aus Bodelshausen weg, einige mussten aus gesundheitlichen Gründen ihr Hobby aufgeben, andere aus beruflichen Gründen und kein Nachwuchs in Sicht. Die Kapelle schmolz auf einen Tiefstand von 18. Musiker zusammen. Häuflein klein verzage nicht! Diese kleine Truppe hatte nun das große Fest vor sich und hat es letztlich dank gemeinsamer Anstrengungen mit Bravour gemeistert. Volksmusikalischer Höhepunkt war ein Allgäuer Heimat-Abend mit „Renate&Klaus“.
Der neue Dirigent Josef Hubner, der heutige leider verstorbene Ehrendirigent, wollte die Besetzungsprobleme an der Wurzel packen. Was im letztendlich sehr erfolgreich gelang.
Einen Höhepunkt hatte das Jahr 1982 im Herbst. Es ging zu einem zweitägigen Ausflug nach Rum in Tirol. Horst Baeck vermittelte diesen Kontakt, der die Kapelle in den Vorort der Hauptstadt Tirols brachte. Ein Musikpavillon wurde eingeweiht und der Musikverein Bodelshausen war Gastkapelle.
Heute unterhält nicht nur der Musikverein eine Freundschaftliche Verbindung zur Bundesmusikkapelle Rum, sondern auch die beiden Schützenvereine und die Gemeinden.
Unsere Tracht:
Der Ausflug nach Rum sollte auch das äußere Erscheinungsbild der Kapelle prägen. Mitten in den Überlegungen, wie eine neue Uniform zum 60-jährigen Bestehen aussehen könnte, fiel diese Reise. Vorher war man sich einig, es sollte eine Uniform im normalen Anzugstil werden mit den üblichen Verzierungen, lediglich die Farbe war noch nicht fest. In Österreich sammelten die Aktiven jedoch sehr tiefgreifende und starke Eindrücke, einer mit ihrer Heimat, ihrer Tradition und mit der Geschichte sehr eng verbundenen Bevölkerung.
Der Normalität, die Heimattracht als die richtige Uniform anzusehen steckte an. So sicher die Entscheidung im Vorfeld in Richtung einer „normalen“ Uniform gewesen war, so sicher war der Schwenk nach diesem Besuch.
Die neue Uniform sollte die Heimattracht Bodelshausen werden. Nach einigen Recherchen wurden die Trachten nach einem im Archiv gefundenen Bild angefertigt. Rechtzeitig zum Frühjahreskonzert wurden die Trachten fertig und der Bevölkerung vorgestellt. Ein gelungenes Unterfangen, das die Entscheidung Uniform auf Dauer festgelegt hat und auch von der Gemeinde unterstützt wurde.
Das eigentliche 60-jährige Jubiläum wurde ohne Zelt Fest in der Turn- und Festhalle gefeiert. Viele Gäste durften die Musiker in Bodelshausen begrüßen, unter anderem die Bundesmusikkapelle Rum, die zusammen mit der Tiroler Alpenbühne Gundolf einen Tiroler Heimatabend in der Halle zauberte. Wieder hatte sich eine grenzüberschreitende Verbindung gebildet, die die Menschen einander näherbrachte.
Der Herbst des Jahres 1985 war überschattet vom Tod des Altbürgermeisters Hänssler, der am 30. Oktober, nur wenige Tage nach seinem 75. Geburtstag verstarb. Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung begleiteten ihn die Menschen und Musiker auf seinem letzten Weg.
Mitte 1987 war Bodelshausen wieder Gastgeber der „Volkstümlichen Hitparade“ des SWF, der eigens mit einem Aufnahmewagen nach Bodelshausen kam, um insgesamt 7 Stücke mit der Kapelle aufzuzeichnen. Die Arbeit war sehr schweißtreibend und anstrengend, erbrachte aber letztendlich eine Qualität, die sich im Rundfunk hören lassen konnte. Für die ganze Kapelle war das Studio zu klein, aber Bürgermeister Esslinger und Vorstand Christian Nill standen im Tübinger Österbergstudio des SWF Rede und Antwort.
Ebenfalls 1987 zog es die Aktiven zum dritten Male nach Rum. Die Erhebung zur Marktgemeinde wurde mit einem großen Fest gefeiert. Die Musiker waren ja schon einiges gewohnt, die offiziellen Feierlichkeiten strapazierten die Kapelle dennoch mehr als erwartet. Der vier Stunden dauernde Festakt, den es im Stehen zu überstehen galt, ging mächtig an die Kondition. Ein schöner Besuch und eine gelungene Repräsentation des Vereins in der Gemeinde Tirol.
Das Jahr 1988 war wiederum ein Festjahr – einmal mehr waren die Steinlachmusiker zu Gast. Wieder gelang es mit gemeinsamen Anstrengungen ein Zelt Fest über 3 Tage auf die Beine zu stellen. Nach vielen Tipps und Initiativen hatte der Regionalsender RT4 die Volksmusik entdeckt und sendete von 10 Bis 14 Uhr seine erste „Volksmusik-Ortszeit“ live aus dem Festzelt in Bodelshausen. Ein voller Erfolg, die Sendung „Mit Pauken und Trompeten“ wurde ein den folgenden Jahren der Sonntagmorgen-Renner.
Während für die Bundesrepublik 1989 die Wende, eine einschneidende Veränderung, eingeleitet wurde standen die Aktiven im Jahr 1990 vor einer solch einschneidenden Situation.
Dirigent Hubner legte nach den Sommerferien den Taktstock nieder. Die Kapelle musste einen neuen Dirigenten suchen. Wie schwer diese Aufgabe sein kann, lassen nur vergleichende Blicke auf Kapellen in ähnlicher oder gleicher Situation erkennen. Welch eine glückliche Hand den Aktiven bei der Suche mit ihrem neuen Dirigenten Friedrich Stifel aus Owingen beschert war, lässt sich nur erahnen. Alle Aktiven waren sich bewusst, dass sich die Anforderungen steigern werden, doch nach der Probedirektion waren sich alle einig – Herr Stifel sollte es sein. Seine Zusage gab er uns dann kurz vor dem Weihnachtsfest und übernahm dann ab Januar 1991 die Kapelle. Nach kurzer Kennenlernphase steigerten wir uns von Auftritt zu Auftritt. Auch in bisher nicht gekannten Bandbreiten der Blasmusik wagten wir uns nun heran. Im November 1992 fand dann die erste „Geistliche Abendmusik“ in der Dionysiuskirche statt, und dies war ein großer Erfolg.
Im Jahr 1993 nahm der Musikverein am Wertungsspiel in Bitz teil, bei dem wir uns eine Note Gut in der Mittelstufe erspielten. 1994 war es dann soweit, der Musikverein feierte auf dem von der Gemeinde neu erbauten Festplatz sein 70-jähriges Bestehen. Ein Riesenfest und ein großer Erfolg für den Verein und die Gemeinde. Drei tolle Tage erlebten alle Gäste in der Krebsbachgemeinde. Höhepunkt war damals das Wertungsspiel, mit insgesamt 14 teilnehmenden Musikvereinen.
In den folgenden Jahren steigerte der Musikverein sich ständig im musikalischen Bereich, bis dann unser größter Höhepunkt unter der Leitung unseres damaligen Dirigenten Friedrich Stifel gelang. Beim Wertungsspiel in Derendingen (1996) erreichten wir die Traumnote Sehr Gut. Kurzentschlossen fuhren wir in unsere Heimatgemeinde und liefen mit Marschmusik durch den Ort.
1996 war nicht nur musikalisch für den Verein ein bedeutendes Jahr, sondern auch die Vereinsspitze betreffend.
Christian Nill gab nach 14 Jahren die Vereinsgeschicke an Jürgen Koch weiter.
1998 Veranstaltete der Musikverein zusammen mit dem Posaunenchor ein Kirchenkonzert, was ein voller Erfolg war.
1999 feierte der Musikverein sein 75-jähriges Bestehen wie schon so oft in der Geschichte des Musikvereins mit einem großen Zeltfest bzw. Kreismusikfestes. Freitags spielte die Partyband „Lollies“ am Samstagabend wurde eine große Schlagernacht mit der Band „Die Paldauer“ veranstaltet. Am Sonntag gab es dann gleich zwei große Highlights; morgens wurde die Fahne des Musikvereins geweiht. Gespendet wurde diese wie auch schon der Schellenbaum zum 50-jährigen Jubiläum von der Familie Maute. Eine Besonderheit, da nicht viele Musikvereine eine Fahne UND einen Schellenbaum besitzen.
2012 stand wieder eine Konzertreise nach Soltvadkert an. Hier konnten die Musiker die Gemeinde Bodelshausen in der Partnergemeinde in Ungarn musikalisch vertreten.
Wie es sich für ein großes Jubiläum gehört, fand mittags der Festumzug durch den Ort statt. Ein Highlight, da nicht nur die Befreundeten Musikvereine teilnahmen, sondern auch ein Großteil der Vereine Bodelshausens.
In den folgenden Jahren hatte der Musikverein Bodelshausen wie viele andere Musikvereine auch einige Rückschläge einzustecken, Fehlendes Interesse der Jugendlichen, ältere Musikanten hörten auf, andere zogen weg….
Doch trotz der Umstände schaffte es der Verein insbesondere wegen der guten Jugendarbeit die Mitgliederzahl konstant zu halten.
2014 war es wieder so weit. Der Musikverein konnte wieder ein Jubiläum feiern. 90 Jahre Musikverein Bodelshausen. Dieses wurde mit einem zweitägigen Hallenfest gefeiert. Samstags spielte die Partyband „Alpenhol“ und am Sonntag befreundete Musikvereine.
Ebenfalls 2014 wurde die Satzung des Musikvereins geändert, so dass nun eine Doppelspitze der Vereinsführung möglich war. Diese übernahmen Jürgen Koch und Reinhold Hipp.
Auf die nächsten Geschichten des Musikverein Bodelshausen!